Ein klares JA oder NEIN auf eine Frage zu geben, fällt manchen von uns nicht leicht. Da gibt es viele Fallen, in die wir stolpern können.
ich weiss nicht so recht

So eine Falle wäre, wir entscheiden nicht gerne. Wir sind unsicher, wir wollen oder können uns nicht festlegen. Lieber mal offenlassen.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit hast du das auch schon erlebt, das Gegenüber liest die Speisekarte von vorne bis hinten und noch einmal von vorne, wendet und kehrt und schaut dich mit grossen Augen an und fragt: "Was nimmst du?" Auf deine Antwort kommt es dann faustdick, "ich weiss nicht so recht, der Gratin hat es mir angetan, doch die Fleischpfanne ist auch nicht zu verachten oder soll ich lieber...
Nachdem der Kellner zum dritten Mal am Tisch auf den Fersen auf und ab wippt und verächtlich die Augenbraue hochzieht, wird notgedrungen die Bestellung aufgegeben. Postwendend kommt die Frage, "hätte ich nicht besser doch den Lachs nehmen sollen?"
Ja, natürlich etwas überspitzt, doch ich denke, so ähnlich haben wir es in Erinnerung. Und mit dieser Person, vielleicht lieben Freundin einkaufen zu gehen, strapaziert unsere Geduld.
Tipp 1 Entscheidungen treffen in kleinen, alltäglichen Dingen
Treffen wir uns um 9.00 oder 10.00 Uhr? Was esse ich heute zu Mittag, kalt oder warm? Asiatisch, italienisch oder ein Brötchen?
Kaffee oder Wein, rote oder blaue Mütze, radeln oder schwimmen usw.
Mit den kleinen alltäglichen Dingen üben. Absolutes Tabu, keine Entscheidung zu treffen. Es ist nicht schlimm, auch mal daneben zu liegen, das sind keine weitreichenden Entscheidungen. Diese Übung hilft uns immer souveräner zu werden, auf dem Weg zu einem klaren JA oder NEIN.
gefallenshalber

Eine weitere Falle, wir werden überrumpelt oder überredet.
Eine uns liebe Person bittet uns zum Kaffeekränzchen oder um einen Gefallen (es geht hier nicht um einen Notfall), wir haben uns bereits einen Plan gemacht und müssten den jetzt über den Haufen werfen, obwohl wir uns so darauf gefreut haben.
Was tun wir, sagen wir ja oder nein und wie fühlen wir uns danach?
Tipp 2 Zu uns stehen, bei uns bleiben
Sind wir uns noch nicht gewohnt, in diesen Situationen bei uns zu bleiben, zünden wir die nächste Übungsstufe. Es geht bei diesen Beispielen ja nicht um Leben oder Tod. Geben wir eine Zusage, okay, alles gut und wie steht es bei einem Nein? Wir brauchen wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben, und das haben einige, wenn sie sich zu einem Nein durchdringen und sich rechtfertigen, bis sich die Balken biegen. Bedenken wir, es ist nur eine Frage und auf eine Frage antworten wir mit JA oder Nein. Ein vielleicht, wenn wir unsere Verfügbarkeit noch abklären wollen. Diese Übung verlangt ein, zu sich zu stehen und zu seinen Bedürfnissen. Kehrum heisst das in diesem Fall ein Nein ist ein JA zu uns.
Gruppendruck

Noch nicht genug noch eine Falle, der Gruppendruck.
Beispielsweise, wir sind Teil einer (Arbeits-)Gruppe, die eine Ansicht vertritt und zu einer Entscheidung kommen muss. Alle sind sich einig und wie sollte es sein, du bist anderer Ansicht und musst jetzt Stellung beziehen. Au weia, da kann ganz schön der Gruppendruck wirken. Haben wir da genug Standhaftigkeit und Argumente? Können wir dem Gruppendruck unsere Ansicht entgegensetzen?
Tipp 3 alles ist kommunikation
Das kann sehr viel Stehvermögen abverlangen. Bedenken wir, der Ton macht die Musik und die nonverbale Kommunikation wird stärker wahrgenommen als die verbale. Gestik, Mimik, Körpersprache, Stimme und Worte wirken enorm. Erst recht, wenn der Gruppendruck gewaltig ist und alle Blicke auf uns gerichtet, geht es doch darum, den anderen mitzuteilen, warum wir anderer Meinung sind. Das erklären wir, manchmal fällt uns dies sogar schwer, weil wir "nur" ein ungutes Gefühl bei der Sache haben. So ist es wichtig, dieses Gefühl nicht zu zerreden, sondern einfach dieses Gefühl zu benennen. Ein Gefühl, dass ein NEIN zu einer Entscheidung mitteilt, hat schon manchen Schaden abgewendet.
emotionale erpressung

Eine miese Falle. Jemand, der sich als Opfer fühlt, wird zum Täter. Ich erzähle dir meine Geschichte.
Alles begann mit einer losen Bekanntschaft zu einer Person, die körperlich teilbehindert und im Alltag handicapiert war. Allmählich entwickelte sich eine Freundschaft. Ich begleitete sie zu den Ärzten, in Spitäler, in Rehas. Jedes Mal, wenn ich nach Hause ging, war ich dankbar, dass ich gesund war und tun und lassen konnte, wie es mir gefiel. Später gingen wir einmal im Monat shoppen, dass jedes Mal sehr anstrengend war. Die Jahre verflogen und es wurde immer enger. Sie fokussierte sich immer mehr auf mich und ich merkte nicht, wohin das führte. Es kamen immer mehr Anrufe, manchmal bis zu drei am Tag über den Unmut ihrer Ehe, die sich zunehmend verschlechterte. (Der Ehemann war im Rollstuhl). Ich verwies sie an ihren Mann, er wäre ihr Gesprächspartner, nicht ich und ich nahm immer öfters ihre Anrufe nicht mehr entgegen.
Dann kam der eine Anruf, der blitzartig und unwiderruflich alles änderte. "Wenn du nicht sofort kommst, bringe ich mich um." "Nein, ich komme nicht und nur zu." Von diesem Zeitpunkt war ich klar und die Entscheidung getroffen. Es kam es zu einem klärenden Gespräch, danach hatte ich keinen Kontakt mehr. So kann sich emotionale Erpressung einschleichen. Ein klares und absolutes NEIN zur emotionalen Erpressung.
Tipp 4 sofort verweisen und handeln
Emotionale Erpressung ist so ziemlich das Fieseste. Auf keinen Fall zulassen. Ab diesem Zeitpunkt, wo wir es bemerken, sofort ansprechen. Hilft es nicht, verweisen und Reissleine ziehen. Es spielt überhaupt keine Rolle, ob es der/die PartnerIn, die Familie oder den Freundeskreis betrifft. Das sind keine gesunden Beziehungen.
Klarheit Gewinnen
Ein mächtiges Ja oder Nein wird aus dem Inneren geboren. Dort beginnt der Weg, der weiterführend uns zu Gute kommt für eine gesunde Beziehung zu uns selbst und zu anderen und auch von unserer Umgebung als klar und angenehm empfunden wird. Also sollten wir aus dem Inneren ein klares Ja oder Nein abfragen, um es im Aussen zu leben. Solange es uns nicht gelingt, einen selbstbewussten und freundlichen Umgang mit Ja und Nein zu pflegen, üben wir, um die Macht zurückzuholen, die uns zusteht und für uns Klarheit schafft. Ich werde mich bewusst wieder vermehrt mit der Macht der Ja und Neins auseinandersetzen und beobachtend üben, dort, wo es nötig ist oder wird. Bist du dabei?
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